Wien in einem Tag

Hallo, nun habe ich nach längerer Zeit auch auf meinem privaten Blog wieder einmal einen Beitrag für euch.

Dieser hat, wie der letzte auch etwas mit persönliche Assistenz zu tun. Aber nun von Anfang an.

Eines Abends im August sah ich auf Facebook einen Beitrag vom Schweizerhaus im  Wiener Prater, mit einer leckeren Stelze. Ich dachte mir sogleich „ich will auch wieder einmal eine“. Denn meine letzte hatte ich vor ca. zwei Jahren 😊. also checkte ich zugleich mal spaßeshalber die Zugverbindungen von Goisern nach Wien, beließ es aber erst mal dabei.

 Als ich das nächste Mal mit Melly, einer meiner beiden Assistentinnen, etwas unternahm, erwähnte ich beiläufig mal mein Hirngespinst. Ich dachte, sie würde mich postwendend für verrückt erklären, doch nichts von dem ist geschehen. Stattdessen verwunderte mich die Reaktion: „ja natürlich, wann geht es los😊.

 Relativ schnell stand dann der 1. Oktober als Datum der Unvernunft fest. Zwei Tage später buchte ich die Tickets für die ÖBB und meldete den Betreuungsservice für Rollstuhlfahrer beim Callcenter an.  Ab dem Tag der Buchung war mir klar: „Es gibt kein Zurück mehr, jetzt wird‘s ernst“. Kurzerhand buchte ich noch zwei Tagestickets für die Wiener U-Bahn dazu.  Und dann kam er, der Samstag.  In der Nacht schlief ich unruhig, denn ich war ein bisschen aufgeregt.

 Melly holte mich bereits zeitig in der Früh um 7:30 Uhr ab, und dann fuhren wir gemeinsam nach Attnang zum Bahnhof, wo wir den   9:00 Uhr Zug gebucht hatten.  Kurz nach unserer Ankunft begaben wir uns ins Servicecenter um uns anzumelden. Einige Minuten später kamen schon zwei Männer die uns abholten und zum Zug brachten, und uns natürlich auch bei der Verladung meinerseits in den Zug halfen. Ich war sehr beeindruckt, wie einfach das ging, denn es kam ein Lift aus dem Zug heraus, auf den ich hinauffahren konnte und damit wurde ich dann in die Luft gehoben. Als Rollstuhlfahrer darf man, sofern vorhanden, in der ersten Klasse reisen. Dadurch hatten wir eine sehr entspannte Zugfahrt und unterhielten uns über viele Themen. Auch eine Rollstuhlvorführung sollte ich geben, denn ein kleines Mädchen das mit uns im Zug saß, war sehr daran interessiert. Nach ca. 3 Stunden Zugfahrt erreichten wir den Wiener Hauptbahnhof.

  Wenig später machten sich zwei komplett verpeilte Tagestouristen (unsere Wenigkeit) auf die Suche nach der U-Bahn. Auch unser Handy konnte uns den Weg zur U-Bahn nicht zeigen, so mussten wir einen Einheimischen fragen. Später fanden wir  jedoch in  die U1 hinein und fuhren Richtung Prater/Schweizerhaus. Da Melly noch nie im Schweizer Haus war, wollte ich ihr die Köstlichkeit einer Stelze  zeigen. Was soll ich sagen: Sie hat uns beiden sehr gut geschmeckt doch selbst für uns als gute Esser war ein Kilo zu viel, sodass wir den Rest wieder mit nach Hause nahmen. Und natürlich  gab´s auch etwas leckeres zu trinken. Nach ca. 2 Stunden Essen und fotografischer Festhaltung waren unsere Mägen gut gefüllt, und der Rest der Stelze in einer Transport bereiten Verpackung verstaut.

Danach überlegten wir, was wir noch mit der verbleibenden Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges am Abend noch machen sollten. Wir entschieden uns für einen kleinen Spaziergang durch Wien, wir wollten den Stephansdom noch begutachten. Jedoch fiel nach ca. 1 Stunde der Akku meines Rolli aus, sodass uns dies vereitelt wurde. Mein Handy Akku ging auch noch zur Neige, und meine Blase meldete sich auch wieder:( sprich ich war schon leicht genervt auf die Situation. Doch Melly blieb total cool, entriegelte meinen Stuhl, sodass sie mich schieben konnte, und schob mich zur nächsten U-Bahn-Station, sodass wir wieder Richtung Hauptbahnhof fahren konnten. (Ich glaube, sie ist Hulk denn sie manövrierte mich ohne sichtbare Anstrengungen😊)

Wieder beim Hauptbahnhof angekommen, gingen wir zum Infoschalter um uns erneut für die Fahrt anzumelden, wenig später tauchte auch schon ein Team des Mobilitätsservice auf, und fragte eine ca. 1 m neben mir stehende Melly ob sie denn der Rollstuhlfahrer sei. Wir mussten beide herzlich über die Situation lachen, und machten uns im Aufzug noch lustig darüber. Beim Zug angekommen wurde ich wieder mithilfe des Liftes in die erste Klasse gehoben und unsere Fahrt nach Hause bzw. Attnang Puchheim konnte beginnen. Wir ließen die Fahrt noch einmal Revue passieren und  kamen zum Entschluss, Wien in einem Tage ist anstrengend aber machbar. Das nächste Mal  bleiben wir aber mehrere Tage.

Ich finde es war ein schöner, aber auch etwas fordernder Tag.

Danke Melly.